Die Laubernhornabfahrt an diesem Wochenende war ein besonderes Ereignis, nicht nur aufgrund des Sieges des Lokalmatadors Beat Feuz, der sich bereits zum dritten Mal den Sieg in diesem Rennen sicherte. 1930 fand das erste Lauberhornrennen statt, weshalb an diesem Wochenende im Berner Oberland auch ein rundes Jubiläum gefeiert werden konnte. Damit stellt dieses jährliche Spektakel in Wengen mit seiner 90-jährigen Geschichte eine der traditionsreichsten Veranstaltungen im alpinen Skiweltcup dar.
Als „Vater des Lauberhornrennens“ gilt Ernst Gertsch, der am 1. Januar 1900 (einem bemerkenswerten Datum) in Wengen als Sohn einer Bauernfamilie geborgen wurde. Sein Heimatdorf war zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal mit einer Straße erreichbar. Gemeinsam mit Christian Rubi, dem Gründer der Skischule Wengen, machte sich Gertsch in den 1920-er Jahren als Bergsteiger und Skifahrer einen Namen. Als Schweizer war ihnen besonders daran gelegen, den britischen Skiläufern, die sich unter der Ägide von Arnold Lunn in Mürren etablieren konnten, etwas entgegen setzen zu können. Auf Lunns Beharrlichkeit war es auch zurückzuführen, dass sich die alpinen Disziplinen Abfahrt und Slalom um 1930 international immer mehr etablieren konnten.
Gemeinsam mit einigen Mitgliedern des Schweizerischen Akademischen Skiclubs (SAS) unterzeichnete Ernst Gertsch am 29. November 1929 die Gründungsurkunde für das erste Lauberhornrennen, das schließlich 1930 über die Bühne ging. Rubi und Gertsch hatten zuvor intensiv trainiert, um mit den britischen Konkurrenten mithalten zu können. Das machte sich auch bezahlt, denn Rubi konnte die Abfahrt und Gertsch den Slalom gewinnen. Lediglich die Kombination ging an Bill Bracken. Damit war die Ehrenrettung der heimischen Skiläufer im Berner Oberland gelungen. Eine Gedenktafel beim Starthaus erinnert heute an Ernst Gertsch, dessen Beharrlichkeit die Gründung dieses Rennens ermöglicht hatte.
Wer die Siegerlisten aus 90 Jahren Lauberhornrennen studiert, dem fällt der Name eines weiteren Skirennläufers aus Wengen auf, der am häufigsten aufscheint. Ganze elf Mal siegte Karl Molitor bei seinem Heimrennen, davon sechsmal in der Abfahrt, zweimal im Slalom und dreimal in der Kombination. Als Inhaber eines Sportgeschäfts in Wengen und langjähriger Rennleiter am Lauberhorn blieb er der Veranstaltung auch lange nach dem Ende seiner Karriere als Skirennläufer verbunden.
Nach der Einführung des alpinen Skiweltups in den 1960-er Jahren konnte sich das Lauberhorn-Rennen zu einem jährlichen Klassiker etablieren. Gemeinsam mit dem Hahnenkamm-Rennen in Kitzbühel bildete es jährlich einen der absoluten Saisonhöhepunkte im Abfahrtssport. Die Streckte mit den klassischen Passagen ist die mit Abstand längte Abfahrt der Welt. Einen schweren Schicksalstag erlebte diese am 18. Jänner 1991. Beim Qualifikationstraining kam der junge österreichische Rennläufer Gernot Reinstadler beim Ziel-S zu Sturz – ein Unfall mit schwerwiegendsten Folgen. Schon die Fernsehrbilder ließen das Schlimmste vermuten. Nach einer sechsstündigen Operation konnte nur noch der Tod festgestellt werden. Das Rennen am darauffolgenden Tag wurde aus diesem Grund abgesagt.
Bildquelle: Lauberhorn-Rennen.
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