APA, CT – Der Schwede Andre Myhrer hat beim alpinen Ski-Herren-Slalom der Olympischen Winterspiele in Pyeongchang die Goldmedaille gewonnen. Platz zwei ging an den Schweizer Ramon Zenhäusern mit 0,34 Sekunden Rückstand. Michael Matt raste nach Platz zwölf im ersten Lauf mit 0,67 Sekunden Rückstand als Dritter noch auf das Podest. Geprägt war das Rennen von den Ausfällen der Top-Favoriten Marcel Hirscher im ersten Durchgang und Henrik Kristoffersen im zweiten Durchgang.
Bitter war der Ausfall vor allem für Kristofferson. Nach dem Aus von Marcel Hirscher war der Norweger der logische Favorit auf Olympiagold gewesen und hatte nach dem ersten Durchgang überlegen geführt. Mit der nervlichen Belastung konnte er aber nicht umgehen, er schied im zweiten Lauf nach wenigen Toren aus. „Wenn man gewinnen will, muss man Vollgas fahren“, trug Kristoffersen das Out mit Fassung. „Ich war zehn oder acht Slaloms in dieser Saison auf dem Podest. Dass man einmal ausscheidet, ist ganz normal.“ Überglücklich war natürlich Myhrer. Er übertrumpfte mit 35 Jahren und 42 Tagen Matt um rund drei Monate. „Unglaublich, ich kann es nicht fassen.“ Er habe nur versucht, Gas zu geben und war sich bewusst, Schwedens erster Slalom-Olympiasieger seit Ingemar Stenmark 1980 zu sein. „Das ist so cool.“ Der fast 2,00-meter Skandinavier hatte im Endeffekt 34/100 Vorsprung auf Zenhäusern und gewann unter den Augen des schwedischen Königs Carl Gustav die olympische Goldmedaille . „Es ist ein unglaugliches Gefühl, ich weiß gar nicht, was ich sagen soll“, meinte der Olympiasieger in sehr gutem Deutsch im SF-Interview. Im Steilhang habe er einige Probleme gehabt und gemeint, der Lauf sei schon zu Ende. „Es ist so cool, eine Medaille zu gewinnen, wenn der König anwesend ist,“war schliesslich das Fazit des Olympiasiegers.
Myhre doppelte für „Sverige“ nach Slalom-Gold für Frida Hansdotter nach. Schon in Vancouver 2010 hatte er Slalom-Bronze geholt, in Sotschi 2014 war er nach Halbzeitrang zwei ausgeschieden. Als Zweiter ging er auch diesmal in die Entscheidung, profitierte aber vom Missgeschick Kristoffersens. Der war vorerst noch einmal zum verpassten Tor zurückgestiegen, gab dann aber auf.
Aufgemischt wurde der zweite Durchgang von Ramon Zenhäusern und Michael Matt, die immer mehr Ränge gut machten und schließlich beide eine Medaille gewannen. Matt ist der dritte Medaillengewinner seiner Familie bei olympischen Winterspielen. Der Schweizer konnte sein Glück beim SF-Interview kaum fassen: „Es ist ein Wahnsinn, es ist gar nicht realistisch. Das werde ich noch lange nicht realisieren.“ Sein erster Lauf sei solide und konstant gewesen. Dann habe er gewusst, dass er im zweiten Lauf alles geben müsse und so seine Leistung abrufen. „Am Anfang ist es gegangen, aber zum Schluss, als es um die Medaillen gegangen ist, konnte ich in der Leaderbox fast nicht mehr zuschauen“, meine der Silbermedaillengewinner. Er bedankte sich bei allen, die in der Schweiz früh aufgestanden seien, um das Rennen zu verfolgen. Sogar seine ehemalige Schulklasse habe das Rennen verfolgt. „Als es eng geworden ist, musste ich die Wand anschauen. Ich hielt es nicht mehr aus. Der zweite Lauf ist mir mehr entgegengekommen, er hat mehr gedreht als der erste“, erläuterte der 25-jährige 2,00-m-Mann.
Daniel Yule wurde als zweitbester Schweizer achter und erreichte damit ein olympisches Diplom. Zu Zenhäuserns Leistung meinte er, dass das Podest nach den Leistungen im Training schon lange erwartet worden war und freute sich für den Teamkollegen. „Ich selbst habe im ersten Lauf einige Passagen nicht so gut erwischt. Ich weiß ungefähr, wo ich die Zeit verloren habe.“. Für den Team-Event werde es eine interne Qualifikation im Schweizer Team zwischen Luca Aerni und ihm geben, meinte Yule abschließend. Drittbester Schweizer wurde Loïc Meillard als 14.
Für die französische Mannschaft war das Ergebnis auch bitter. Nur vier Hundertstel hinter Michael Matt wurde Clement Noel Vierter. Victor Muffat-Jeandet, der nach dem ersten Durchgang als Dritter auf Medaillenkurs gelegen war, erreicht dahinter den fünften Rang, gefolgt von Alexis Pinturault als Sechstem.
Foto: Agence Zoom
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