Der Skiweltverband FIS will den Deutschen Stefan Luitz nach dessen Verstoss gegen die Anti-Doping-Regeln des Verbands disqualifizieren. Der 26-jährige würde damit seinen ersten Weltcup-Sieg verlieren. Den Eingang eines entsprechenden Schreibens bestätigte der Alpinchef des Deutschen Skiverbandes (DSV), Wolfgang Maier, am Freitag am Rande des Super-G in Gröden.
Demnach hat der DSV 15 Tage Zeit für eine Stellungnahme. Akzeptiert der deutsche Verband die Entscheidung, ist Luitz vom Riesenslalom in Beaver Creek von vor zwei Wochen disqualifiziert. Dort hatte er in seinem zweiten Rennen nach einer Verletzungspause triumphiert. Maier sagte, vor einer offiziellen Reaktion an die FIS wolle er eine deutsche Übersetzung des Schreibens vom Skiweltverband haben.
Alpinchef Maier sagte weiter, dass er unter Umständen bis zum Internationalen Sportgerichtshof CAS gehen wolle. Nämlich dann, wenn die FIS von einem Doping-Vergehen Luitz‘ spreche. Die deutsche Übersetzung des Schreibens vom Skiweltverband sei wichtig. „Ich brauche die richtigen Definitionen da drin“, sagte Maier. „Danach werden wir mit Stefan zusammen entscheiden, was wir tun.“
Dem 57 Jahre alten DSV-Sportvorstand ist wichtig, dass die FIS nicht von Doping spricht, sondern nur von einem Regelverstoss. „Wenn sie sich auf einen Regelverstoss beziehen, bin ich auch gesprächsbereit. Aber so lange das nicht geklärt ist, rücke ich keinen Millimeter ab“, sagte Maier. „Ich gehe bis zum CAS. Das will ich sehen, ob die einen Athleten verurteilen wegen Doping für ein Mittel, das es gar nicht gibt und für das es keine Doping-Kontrolle gibt.“ Maier sagte weiter: „Das heisst trotzdem nicht, dass wir nicht zu diesem Fehler stehen. Das machen wir immer noch.“
Luitz hatte in Beaver Creek das erste Mal in seiner Karriere ein Weltcup-Rennen gewonnen. Zwischen den beiden Durchgängen atmete er im Aufenthaltsbereich der Fahrer Sauerstoff durch eine Maske ein. Damit brach er nach FIS eine Regel der FIS, die das Einatmen von Sauerstoff an einer Wettkampfstätte, was auch immer dieses genau bedeutet, verbietet.
Die Welt-Anti-Doping-Agentur WADA erlaubt diese Methode hingegen auch explizit. Die Unterschiede zwischen WADA- und FIS-Regeln waren dem Deutschen Skiverband eigenen Angaben zufolge nicht bekannt.
Merkwürdig ist es auch, dass die Anti-Doping Disqualifizierung von Luitz in diesen Fall ohne Teilnahme der WADA durchgeführt wurde. Dies verstösst gegen die Athletenrechte, die durch die WADA Test-Prozesse in der Praxis gesichert sind. Weiterhin tauchen mehrere Fragen auf: Ist Jedermann zu jedem Zeitpunk in der Lage, eine Antidoping-Disqualifizierung von einem Athleten zu fordern? Kann jeder Verband solche Anklageerhebungen einfach annehmen, selbst die Beurteilung schaffen und ein Antidoping-Aufhebung verlangen? Auch ohne die WADA?
Der Konflikt zwischen WADA-Reglement und FIS-Reglement ist auch schwierig zu verstehen. Es lässt sich die Frage zu stellen, was überhaupt die Rolle eines zentralen Antidoping Institutes ist, ob jeder Verband eigene Regeln, ohne WADA Konformität, Doping betreffend einführt und umsetzt.
Für die Athleten ist diese Situation untragbar, besonders dann, wenn die Regeln nicht abgestimmt sind: Welcher Verband oder welches Institut die oberste Gestaltungskraft für das Reglement hat, ist für die Athleten in der Praxis unmöglich zu wissen. Es gibt allerdings bis jetzt Fälle, wo die WADA-Regeln eine Priorität über die Verbandsregeln gehabt haben, warum sollte es in diesen Fall plötzlich umgekehrt sein?
Quelle: WADA, FIS, APA, DSV
Video: skionline/Helen Scott-Smith
Foto: Agence Zoom
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