Wenige Tage vor dem FIS-Kongress, bei welchem der Schwede Johan Eliasch zu seinem Nachfolger gewählt wurde, war der langjährige FIS-Präsident Gian Franco Kasper mit Atemproblemen ins Spital eingeliefert worden. Dieses konnte er nicht mehr verlassen, am vergangenen Freitag starb der Schweizer im Alter von 77 Jahren. Der Internationale Skiverband, dem Kasper 46 Jahre lang in verschiedenen Funktionen gedient hatte, widmete seinem Andenken den Newsletter der aktuellen Woche. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der FIS ehrten ihren langjährigen Chef mit einem traditionellen Schweizer „Znüni“. Einer der mächtigsten Sportfunktionäre der vergangenen Jahrzehnte wurde in zahlreichen Statements und Erinnerungen gewürdigt.
Gian Franco Kasper stammte aus dem traditionsreichen Wintersportort St. Moritz, wo sein Vater als langjähriger Kurdirektor eine prägende Persönlichkeit gewesen und an der Durchführung der Olympischen Winterspiele 1948 maßgeblich beteiligt gewesen war. Der Sohn wirkte als Funktionär bei den Alpinen Skiweltmeisterschaften 1974 mit. Seine Karriere wurde in den folgenden Jahren von Marc Hodler gefördert, der seit 1951 an der Spitze des Internationalen Skiverbands stand. Als dieser nach der gefühlten Ewigkeit von 47 Jahren 1998 abtrat, installierte Hodler Gian Franco Kasper als seinen Nachfolger. Für mehr als 20 Jahre sollte dieser die Geschicke des Skiverbands leiten, was ihn zu einem der mächtigsten Sportfunktionäre machte.
Seine Bündner Herkunft machte sich wohl in einer gewisse Ausgeglichenheit in der Amtsführung bemerkbar. Daneben umwehte den vielsprachigen Kasper stets auch eine beachtliche Weltläufigkeit. Journalisten und Journalistinnen schätzten seine offene Art, mit Kritik umzugehen. Nachtragend zeigte er sich nie. So wäre er wohl auch nicht böse darüber gewesen, dass in den Nachrufen neben seinen vielen Verdiensten auch eine gewisse Kritik an Aussagen aus der letzten Phase seiner Amtsführung mitschwingt, etwa im Flaggschiff des Schweizer Qualitätsjournalismus, der NZZ. Sie sieht in Gian Franco Kasper einen in den vergangenen Jahren etwas aus der Zeit gefallenen Sportfunktionär, der als Leugner des Klimawandels oder Befürworters von Sportveranstaltungen in diktatorisch geführten Ländern in Erscheinung trat.
Seine Verdienste für den Skisport sollte das jedoch nicht schmälern. Im Gegensatz zu vielen anderen Sportverbänden führte Kasper die FIS in unprätentiöser Art und Weise, ohne dass Affären oder Vorwürfe von Korruption aufgetreten wären. Dass jedoch ein Unternehmer und kein Funktionär zu seinem Nachfolger gewählt wurde, ist ein Zeichen dafür, wie sehr sich die Welt des Skisports im 21. Jahrhundert gewandelt hat.
Foto: Agence Zoom
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