Als Julien Lizeroux im Jänner 2000 in Kitzbühel sein erstes Weltcuprennen bestritt, war sein Teamkollege Clement Noel gerade einmal zweieinhalb Jahre alt. Am gestrigen Abend wurde Noel Zweiter im Nightrace von Schladming – und sprach seinen höchsten Respekt gegenüber Lizeroux aus, für den dieses Rennen das letzte in seiner Karriere war. Zum 172. Mal stand der aus Savoyen stammende Rennläufer dabei am Start eines Weltcuprennens. Er verabschiedete sich nach dem ersten Durchgang in die Kamera mit den Worten „Lizeroux … out … bisous“. Die Qualifikation für das Finale blieb ihm verwehrt. Das war allerdings zweitrangig, denn die Sympathien, die der französische Rennläufer allerorten genoß, kamen an diesem Abend deutlich zum Ausdruck.
Der 1979 geborene Lizeroux bestritt seit Mitte der 1990er Jahre FIS-Rennen und konnte sich etwa zehn Jahre später im Weltcup etablieren. Er hatte schon an den Weltmeisterschaften 20o1 in St. Anton am Arlberg teilgenommen, wurde in der Folge aber durch eine Verletzung in seiner Entwicklung zurückgeworfen. Schließlich konnte er aber im Slalom die absolute Weltspitze erreichen, zu der er gemeinsam mit seinem Teamkollegen Jean Baptiste Grange viele Jahre lang zählte. Seine größten Erfolge durfte er bei der Heim-Weltmeisterschaft in Val d´Isère 2009 feiern, als er zwei Silbermedaillen in der Super-Kombination und im Slalom gewann. Zu seiner Einstellung als absoluter Teamplayer passte auch der Gewinn der Goldmedaille im Teambewerb der Weltmeisterschaft in St. Moritz 2017. Mit seiner Erfahrung spielte Lizeroux eine große Rolle dabei, junge französische Talente an den Weltcup heranzuführen. Das gilt insbesondere für Clement Noel, der fraglos ein herausragender Athlet seiner Generation ist.
Warum er sich ausgerechnet Schladming (und nicht etwas Chamonix, wo in wenigen Tagen zwei Slaloms stattfinden) für seinen Abschied ausgesucht hatte, erklärte Lizeroux im Intervew mit dem ORF damit, dass der Skisport in Österreich einen so hohen Stellenwert besitze wie sonst nirgendwo auf der Welt. Die Leute hier seien stets freundlich gewesen und es habe immer Spaß gemacht. Die Momente des Abschieds seien für ihn persönlich sehr emotional gewesen, nachdem er die Entscheidung getroffen habe. Diese hatte er in Postings in den sozialen Medien einen Tag vor dem Rennen bekanntgemacht. Besonders stolz zeigte sich Lizeroux auf die Leistung seiner Lebensgefährten Tessa Worley, die just am Tag seines Abschieds den Riesenslalom in Kronplatz gewonnen hatte.
Die große Wertschätzung, die dem stets freundlichen und humorvollen Athleten von seinen aktuellen und ehemaligen Rennläuferkollegen entgegengebracht wird, wurde auf vielfältige Art und Weise in den sozialen Medien zum Ausdruck gebracht. „There has never been a better guy on tour“, schrieb etwa Ted Ligety, der mit Lizeroux seit vielen Jahren befreundet ist. „Was für eine tolle Reise“, kommentierte Lizeroux selbst seinen mehr als 20 Jahre dauernden Weg durch den alpinen Skiweltcup.
Foto: Agence Zoom
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