Der Ski-Weltverband wird eine Expertengruppe einsetzen mit dem Ziel, die Zahl der schweren Verletzungen im Alpin-Rennsport zu reduzieren. Laut Beschluss des FIS-Vorstandes bei seiner Sitzung am Donnerstag in Zürich sollen Fachleute aus Sport und Medizin durch Analyse der Verletzungen deren wichtigste Ursachen eruieren und effektive Lösungen vorschlagen.
In der Skiwelt entsteht die Wahrnehmung, dass Sturzverletzungen immer häufiger und schwerer werden. Dazu ist interessant zu hören, dass beispielsweise der österreichische Orthopäde Dr. Christian Hoser davon ausgeht, dass die reinen Zahlen der Verletzungen pro Saison nicht faktisch relevant zugenommen haben. Vielmehr sieht er das Problem in der Art und Schwere der Verletzungen, die sich zunehmend auf schwere Bänderrisse und Knochenbrüche beziehen.
Dabei ist es wohl vor allem die Art, wie die Sportgeräte selbst immer weiter entwickelt werden, ohne dabei die eigentliche Physiologie und Geometrie des menschlichen Körpers zu beachten. Mehr taillierte Ski, die immer präziser aber auch differenzierter auch auf kleinste Bewegungen von Körper und Piste reagieren und vor allem Skistiefel, die den Fuss praktisch wie in einem Schraubstock einzwängen, sind für ihn wesentliche Ursachen für so manchen schweren Sturz mit entsprechendem Verletzungsrisiko. So wird der Fuss praktisch vom Fussgelenk über den gesamten Unterschenkel in einer starren Stellung gehalten und sämtliche Belastungen müssen über das Kniegelenk abgefangen werden. Da kommt es schon sehr schnell zu Überlastungen von Bändern im Gelenk mit entsprechenden Folgen wie schweren Bänderrissen.
Interessant dabei dürfte auch sein, dass viele Strecken im Rennkalender immer schwieriger werden und vor allem die Pausen zwischen den Rennen nach Ansicht von Dr. Christian Hoser viel zu kurz sind. So haben die Gelenke und Bänder kaum ausreichend Zeit, sich wieder zu regenerieren und damit auf kommende hohe Belastungen vorzubereiten. Auch im Junioren-Bereich sieht Dr. Christian Hoser ein bestimmtes Risiko, dass sich vor allem aus den hohen Erwartungen von Sportlern, Trainern und Verband ergibt. Hier wäre doch etwas mehr Entwicklungszeit für die Sportler genauso sinnvoll, wie der Verzicht auf den einen oder anderen Auftritt im Skizirkus.
Dr. Christian Hoser praktiziert in Innsbruck in Gelenkpunkt. Zu seinem Klientel gehören Spitzensportler wie etwa Anna Veith oder Cornelia Hütter. Auch bei Aksel Lund Svindal durfte der erfahrene Sport-Orthopäde bereits Hand anlegen und die operative Versorgung nach typischen Skisport-Verletzungen vornehmen.
Zum Thema informieren Sie sich auch im Après-Ski Podcast von skionline oder hier auf skionline.ch innerhalb unserer Mini-Serie Sportverletzungen. Wir werden in kurze in unseren nächsten Artikel & Podcast in Serie Sportverletzungen rund um Thema Rehabilitation sprechen.
Der Alpin-Weltcup der Saison 2020/21 wurde genehmigt. Eingeschlossen wurde ein Parallel-Slalom für Damen und Herren am 1. Jänner in Davos. „Wir sind sehr glücklich, dass der Parallel-Event in Davos offiziell Aufnahme in den Weltcup-Kalender der FIS gefunden hat. Die Zusammenarbeit mit dem Organisationskomitee in Davos verlief während der Projektphase ausgezeichnet, entsprechend freuen wir uns auf die kommenden gemeinsamen Planungsschritte. Der 1. Januar als Wettkampfdatum ist ein Glücksfall und garantiert eine hohe Aufmerksamkeit für den alpinen Skisport und dieses neue, spannende Format. Wir setzen alles daran, den Parallel-Event in Davos in den kommenden Jahren zu einem Highlight im Weltcup-Kalender zu entwickeln“, freut sich Swiss-Ski Geschäftsführer Bernhard Aregger in einer Sendung von Swiss Ski. Letztmals war in Davos am 9. Dezember 1984 ein Weltcup-Rennen ausgetragen worden. Brigitte Oertli gewann damals die Kombination der Frauen vor Erika Hess.
podcast: skionline ITW mit Dr Christian Hoser/Gelenkpunkt
Quelle: FIS, Swiss Ski, APA
Foto: Agence Zoom
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