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Rehabilitation und Erholung zu kurz – Das sagen die Experten zu Sportverletzungen im Skizirkus

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Der professionelle Skisport zählt ohne Zweifel zu den Risikosportarten. Immer wieder erfahren wir von mittelschweren und schweren Verletzungen, die fast jedes Rennsportwochenende in der FIS-Saison überschatten.

Die Ursachen liegen in einem breit gefächerten Spektrum. Dabei wird deutlich, dass vor allem Verletzungen der Bänder im Knie zu den häufigsten Folgen schwerer Stürze gehören. Dazu kommen Knochenbrüche vor allem im Bereich der unteren aber auch oberen Extremitäten. In einem aufschlussreichen Audio-Interview hat sich Dr. Christian Hoser aus Innsbruck zu seiner professionellen Sicht auf das Verletzungsrisiko bei den Top-Skirennläufern geäussert. Auch der bekannte Physiotherapeut Stefan Mair von der Praxis für Sporttherapie Huber und Mair gibt in einem ähnlichen Interview seine Meinung zu den Sportverletzungen kund. Beide Audio-Interviews sind im Aprés Ski Podcast von skionline.ch im Originalton zu hören.

Was beide Experten deutlich sagen, lässt aufhorchen. Besonders die Dauer der Rehabilitation nach den skisporttypischen Verletzungen schätzen sie als zu kurz ein. Der Druck auf die teilweise noch recht jungen Sportler führt dazu, dass die Rehabilitationsphasen verkürzt werden und relativ schnell wieder in das Training oder den aktiven Wettkampf eingestiegen wird. Damit erhöht sich das Risiko neuerlicher Verletzungen deutlich, teilweise bis auf das Sechsfache. Bemerkenswert dabei ist, dass gerade im professionellen Skisport nach einer schweren Verletzung praktisch die Einnahmequelle für die Sportler ausfällt und damit der Druck auf den Wiedereinstieg wächst. Auch wenn die Sportler als Profis dann alle Zeit und Kraft in die Wiederherstellung ihrer Leistungsfähigkeit legen, scheinen die Rehabilitationsphasen zu kurz bemessen zu sein.

 

Pausen zwischen den Rennen ebenfalls zu kurz

 

Auch was die Pausen zwischen den einzelnen Weltcup- und Europacup-Rennen betrifft, scheinen diese wesentlich zu kurz zu ein. Der professionelle Skisport mit immer schwieriger werdenden Pisten und einem eng terminierten Rennkalender lässt kaum Möglichkeiten zu einer effektiven Erholung offen.

Ist das eine Rennen beendet, bereitet man sich quasi schon auf den nächsten Wettkampf vor. Dabei wird kaum beachtet, dass die stark beanspruchten Strukturen gerade in den Kniegelenken doch viel mehr Zeit als gegeben zur Erholung brauchen. Leichte Bänderüberdehnungen werden kaum bemerkt oder adäquat behandelt und schon geht es in das nächste Rennen mit dem entsprechenden Risiko. Hier wäre es doch sinnvoll, die Erholungsphasen zwischen den grossen Rennen deutlich zu überdenken.

 

Junioren besonders gefährdet

 

Eine ebenfalls bedenkliche Entwicklung sehen beide Experten für Sportverletzungen im Juniorenbereich. Die noch sehr jungen Skirennläufer werden sehr schnell einem Leistungsdruck ausgesetzt, der oftmals unweigerlich zu einer Überbelastung führt. Ein Rennen folgt auf das andere und kaum ein Wettkampf soll ausgelassen werden.

Da wäre es doch mit dem Blick auf die langfristige Entwicklung der Sportler besser, wenn auch einmal das eine oder andere Rennen nicht wahrgenommen wird, zugunsten längerer Erholungsphasen. Das jedoch widerspricht dem allgemeinen Trend nach immer mehr Wettkämpfen mit entsprechend mehr Punkten, die man sammeln könne.

So werden teilweise auch noch sehr junge Skisportler sehr zeitig verschlissen und sind dann so etwas wie das Kanonenfutter für den professionellen Skirennsport. An dieser Stelle empfehlen beide Experten, doch mit Augenmass und Ausdauer gegenzulenken. Nicht jeder Skisportler im Juniorenbereich muss alle möglichen Rennen bestreiten. Eine gewisse Spezialisierung könnte hier genauso sinnvoll sein wie eine Entschlackung des Rennkalenders.

 

Insgesamt wird deutlich, dass der Skisport als verletzungsintensive Sportart gerade im Profi-Bereich einer besonderen Aufmerksamkeit vor allem im Hinblick auf die Gesundheit der Sportler bedarf. Hier spielen eine ausreichend lange Rehabilitation und die Dehnung der Erholungsphasen nach den einzelnen Rennen doch eine entscheidende Rolle. Denn letztlich kommt es nicht nur auf Resultate, sondern vor allem auf den Spass am Skisport an. Sowohl für die Aktiven als auch für die Fans überall auf der Welt.

 

 

Text: Skionline

 

Bild: Agence Zoom

 

 

 

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Redaktion skionline

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