Cochran-Siegle stammt aus einer Skirennsport-Familie in der dritten Generation. Nun schreibt er das neue Kapitel der „Skiing Cochrans“ nach er kurz nach dem zweiten Platz in Gröden den Sieg im Super-G in Bormio sich holte. Eine Geschichte von Francesca Curtolo.
Die beiden Bestzeiten im Abfahrtstraining in Bormio lasteten nicht auf den Schultern von Ryan Cochran-Siegle, der mit einem einzigen Plan aus dem Starthaus stürmte: erneut die Bestzeit zu markieren. Und das tat er im Super-G vom 29. Dezember, mit 79 Hundertstel auf Vincent Kriechmayr, als Zweiter. RCS, so der Spitzname seiner Teamkollegen, gewinnt sein erstes Weltcup-Rennen in Bormio, auf dem berüchtigten Pista Stelvio: ein holpriges, dunkles, technisches und eisiges Terrain, das keine Gnade zulässt. Es belohnt nur die komplettesten Skifahrer.
Der Sieg in SG auf dem Pista Stelvio und den 7. Platz auf den Abfahrt am Folgetag bestätigt, dass Cochran-Siegles zweiter Platz von Gröden kein Ausrutscher war. Der 28-Jährige aus Vermont ist ein solider und reifer Skifahrer. Die beiden Schanzen sind in der Tat sehr verschieden voneinander: Groeden erfordert begnadete Füße, um auch im langen Flachstück Geschwindigkeit aufzubauen, und der Schnee ist meist sehr aggressiv und kalt – ähnlich wie der Schnee in Colorado, wo die amerikanischen Downhiller vor der Saison trainieren. Groeden gab Cochran-Siegle einen Selbstvertrauensschub, den er auf dem viel anders gearteten Stelvio-Piste umsetzen konnte. „Ich habe das Gefühl, dass ich mir jetzt selbst vertrauen kann, darauf vertrauen, dass ich die Dinge einfach fließen lassen und geschmeidig fahren kann“, sagte er im Gespräch mit skionline in Italien.
Da der Coronavirus das Spiel für viele verändert, bedeutet das für Cochran-Siegle, dass er dieses Jahr nicht für die gesamte Saison in die USA zurückreisen wird. „Als ich hierher kam, wusste ich, dass es so kommen würde, also nehme ich es einfach von Tag zu Tag. Hier zu sein, ist eine coole Art, die Saison anzugehen. Normalerweise fliege ich nach Bormio für eine Woche nach Hause und versuche mich in aller Eile auf Adelboden vorzubereiten, während ich dieses Jahr mehr Zeit zum Trainieren und Ausruhen habe. Es wird schwieriger, je weiter die Saison fortschreitet und man bekommt immer mehr Heimweh, aber damit muss man einfach umgehen“, sagte er.
Cochran-Siegles erstes Podium und sein erster Sieg kommen auf eine ruhige Art und Weise zustande, mit Rennen, die unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden. „Ich bin es mittlerweile gewohnt, keine Öffentlichkeit zu haben. Wir haben unsere eigene kleine Blase und es wird zu unserer neuen Normalität. Wir freuen uns darauf, wenn die Fans wieder da sind, denn sie bringen Energie in die Atmosphäre. Dennoch wissen wir alle die Tatsache zu schätzen, dass wir hier draußen sein und Rennen fahren können und den Sport, den wir lieben, unter diesen Umständen immer noch genießen können.“
Ryan Cochran-Siegle hat ein neues Kapitel im Skirennbuch der Familie geschrieben, einer Familie von Skirennfahrern. In Wahrheit hat er den Anfang seines Kapitels bereits geschrieben, als er 2013 in Roccaraso, Italien, zwei Junioren-Weltmeistertitel gewann. Kurz danach litt er an einer komplizierten Knieverletzung und kehrte erst 2016 auf die Weltcupstrecke zurück (sein Debüt gab er 2011 in Lake Louise). Ryan fügt sich in die Familientradition ein, die 1961 begann, als Ryans Großeltern ein kleines Skigebiet in Vermont eröffneten, das zu einer Skirenn-Etablissement an der Ostküste wurde, genannt „The Skiing Cochrans“. Sein Großvater Mickey war als Trainer im US-Ski-Team und an der Universität von Vermont tätig, und alle vier seiner Kinder traten dem US-Ski-Team bei. Zum Familienpalmarès gehören das Gold seiner Mutter Barbara im Slalom bei den Olympischen Spielen 1972 in Sapporo, das Gold von Onkel Bob in der Kombination in Kitzbühel und Tante Merylin, Medaillengewinnerin bei der Weltmeisterschaft 1970. Die Liste geht weiter, aber jetzt sind alle Augen auf die Gegenwart gerichtet, und die Gegenwart heißt Ryan.
Original Story auf englisch: skionline/ Francesca Curtolo
Foto: Agence Zoom
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