Weltcup Herren

Swiss-Ski lässt Lauberhornrennen aus Weltcup-Kalender streichen

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Der Streit zwischen dem Organisationskomitee der traditionsreichen Lauberhornrennen in Wengen und der Führung des Schweizer Skiverbandes hat die nächste Eskalationsstufe erreicht. Swiss Ski hat am Mittwoch an der Online-Sitzung des FIS-Subkomitees Alpin beantragt, dass der Klassiker im Berner Oberland ab der Saison 2021/22 aus dem Weltcup-Kalender gestrichen wird.

Für den kommenden Winter ist der Rennkalender schon definitiv vom FIS-Vorstand abgesegnet und kann nicht mehr abgeändert werden. Seit Anfang des Jahres ist der Zwist öffentlich bekannt. In diesem seit 2016 schwelenden Disput geht es insbesondere um die Einnahmen aus Fernsehrechten und um deren Abgeltung von Seiten Swiss-Ski gegenüber den Organisatoren in Wengen. Diese erhoffen sich mehr Geld, weshalb man den Sportgerichtshof CAS anrief. Dessen Zwischenurteil folgte bereits vor zwei Monaten, doch die zwei streitenden Parteien haben seither keine Einigung gefunden und kommunizieren vorwiegend über Anwälte.

In einer Aussendung der Lauberhornrennen heißt es, dass „das eigenmächtige Vorgehen von Swiss Ski erstaunt und befremdet umso mehr, als dass Urs Lehmann, Präsident von Swiss Ski, noch vor wenigen Tagen in mehreren Interviews die Wichtigkeit der Lauberhornrennen für den nationalen Schneesport betonte. Selbst ein Lauberhornrennen ohne Zuschauer erachtete er für ‚besser als gar nichts'“. Das OK der Lauberhornrennen sei nach wie vor gesprächsbereit, heißt es weiters.

Im Jänner hatte FIS-Präsident Gian Franco Kasper – um dessen Nachfolge bewirbt sich u.a. Lehmann – die beiden Parteien aufgefordert, „sich an einen Tisch zu setzen und endlich eine Lösung zu finden“. Dass die Weltcup-Rennen nicht mehr in Wengen stattfinden und – wie damals kolportiert – nach Zermatt abwandern könnten, bezeichnete Kasper als „Illusion“: „Die FIS will Wengen sicher nicht als Weltcup-Austragungsort verlieren. Das Lauberhorn ist eines unserer größten und bekanntesten Rennen. Alles andere ist Blödsinn.“

Auch im österreichischen Lager wollte im Jänner niemand auch nur daran denken, dass Wengen gestrichen werden könnte. Heuer waren die 90. Internationalen Lauberhornrennen abgehalten worden, neben den Hahnenkammrennen sind sie das Herz des alpinen Skisports.

Organisationskomitee: „Werden für Wengen kämpfen“

Das Organisationskomitee der Lauberhornrennen reagierte dagegen mit Unverständnis auf die angekündigte Streichung aus dem Weltcup-Kalender. „Wir werden für die Lauberhornrennen kämpfen“, sagte OK-Präsident Urs Näpflin gegenüber „SRF“. „Trotz dieser unsportlichen Vorgehensweise ist das OK der Lauberhornrennen nach wie vor für partnerschaftliche Lösungen offen“, teilte das Komitee mit.

Urs Lehmann im Interview am Anfang Mai beim Après-Ski – das podcast von skionline

Für eine Abfahrt benötigt es die größten Aufwendungen. Für ein einziges Rennen müssen viele Pistenkilometer präpariert werden. Könnte sie dem Klimawandel zum Opfer fallen, indem auf verkürzten Strecken in zwei Durchgängen gefahren wird?

Lehmann: Bei dieser Idee stehen mir die Haare zu Berge. Wenn Sie die Einschaltquoten ansehen, liefern Abfahrten in Kitzbühel, Wengen oder Garmisch-Partenkirchen die besten Werte. Sport und Kommerz gehen Hand in Hand. Wir brauchen Produkte, die sich gut verkaufen. Bei diesen Events funktioniert das am besten. An der Abfahrt zu rütteln, dafür hätte ich überhaupt kein Verständnis.

Kitzbühel, Adelboden, Wengen: Beinahe alle Klassiker im Weltcup sind Rennen für Männer. Ich vermisse solche Klassiker bei den Frauen. Werden die Austragungsorte bei den Damen zu häufig gewechselt?

Lehmann: Da möchte ich widersprechen. Auch bei den Herren sind Wechsel vorhanden, ich denke an Bansko oder die Rennen in Japan. Es braucht einen Kern an Klassikern, der wohl etwas weniger als die Hälfte beinhaltet. Bei den Damen sind Cortina, St. Moritz oder Garmisch-Partenkirchen Traditionsrennen. Sind es Klassiker? Da bin ich bei Ihnen: Gefühlt nicht.

Warum ist das so?

Lehmann: Wir bekommen bei diesen Rennen nicht dieselben Ratings hin. Ob ein Traditionsrennen zum Klassiker wird, entscheiden die Zuschauer. In der Schweiz sprechen wir ab der Benchmark von einer Million TV-Zuseher von einem Klassiker. Diese Zahlen erreichen wir in Kitzbühel und Wengen, leider aber nicht in St. Moritz.

Hinweis: Das gesamte Interview gibt es bei Après Ski – Der Alpin-Podcast von skionline zu hören.

 

Quelle: Medienmitteilung OK Lauberhornrennen, Medienmitteilung Swiss-Ski, skionline Podcast Après-Ski

Foto: Agence Zoom

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Elina Kalela

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