Olympics

USA wollen am Schnee die Nummer eins sein

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APA – In der ewigen Medaillenbilanz der Winterspiele rangieren die USA hinter Norwegen und Deutschland auf Platz drei. In Südkorea wollen die Amerikaner aber in einem Bereich die Nummer eins sein. Der US-Ski- und Snowboard-Verband möchte mit seinen sieben Sparten so viele Medaillen holen, dass man am Ende als erfolgreichstes Schneesport-Land dasteht.

„Es ist die Vorgabe vom Verband, dass wir bei olympischen Winterspielen die stärkste Nation in unserem Bereich sind“, bestätigte dies Patrick Riml. Der Österreicher ist seit 15 Jahren beim US-Verband und zeichnet als langjähriger Alpindirektor mitverantwortlich für große Erfolge. „Wir schätzen, dass man dafür 25 bis 27 Medaillen gewinnen muss“, sagte Riml und verwies dabei auch auf starke Snowboarder und Freestyler aus den USA.

Norwegen und Österreich sind für Riml die Hauptkonkurrenten. Obwohl beim ÖSV auch Biathlon in den Skiverband ressortiert, ist man in Österreich bisher über 22 Medaillen (2006 Turin) nicht hinaus gekommen. Diesmal wäre Präsident Peter Schröcksnadel bekanntlich schon mit 15 Medaillen aus seinem Bereich zufrieden.

Riml schätzte, dass seine Alpinen sieben bis acht Medaillen beisteuern müssen, um in Südkorea tatsächlich stärkstes Schneesport-Land zu sein. Man hat Superstars wie Mikaela Shiffrin, Lindsey Vonn und Ted Ligety zur Verfügung. Andererseits gab es die Verletzungen von Travis Ganong, Steven Nyman und zuletzt Jacqueline Wiles. Und Shiffrin geriet ausgerechnet vor den Spielen in eine kleine Krise. „Einfacher wird es dadurch zwar nicht, das Ziel bleibt aber unverändert“, beharrte Riml im Gespräch mit der APA. Die jüngsten drei Weltcup-Ausfälle von Shiffrin seien natürlich nicht optimal gewesen. „Aber die Pause nun hat ihr gut getan und mir ist lieber, das passiert im Weltcup und dafür ist sie bei Olympia wieder in Hochform.“

Shiffrin pfiff zuletzt auf den Weltcup und trainiert stattdessen bereits in Südkorea. Vor allem im Trainingsgebiet „High 1“, in dem der Salzburger Pistenprofi Fritz Steger die Strecken perfekt für die Amerikaner präpariert hat. „Mika ist schon wieder auf einem sehr guten Weg“, beruhigte Riml. Dazu kam der Abfahrts-Doppelsieg von Vonn unmittelbar vor den Spielen. „Es ist gut zu sehen, dass Lindsey in Garmisch wieder Selbstvertrauen getankt hat. Zwei Siege an einem Wochenende sollten einiges Selbstvertrauen geben“, hoffte Riml, dass die Siege Nummer 80 und 81 die 33-Jährige bei Olympia beflügeln.

„Mit Mikaela haben wir eine Top-Athletin, die Chancen auf mehrere Medaillen hat. Und Lindsey ist wieder in guter Verfassung und sollte in Abfahrt und Super-G auf höchstmöglichem Niveau fahren, womöglich auch in der Kombi angreifen“, hofft der Tiroler. „Auch Ted Ligety ist wieder konkurrenzfähig“, ist Riml überzeugt. Was den US-Alpinen fehlt, ist die Dichte. Hinter den Superstars klafft ein Loch. Dennoch „müssen“ alle Plätze besetzt werden, denn
Olympia ist für die Amerikaner das Wichtigste. „Die Athleten können ihre Zukunft darauf aufbauen, wenn sie bei Olympia gewesen sind“, sagte Riml.

„In den Alpenländern zählen quasi nur Medaillen. In Amerika dominiert der Slogan, Dabeisein ist alles. Das ist eine ganz andere Kultur“, schilderte Riml. 243 Athleten hat das NOK der USA für Korea genannt. Wegen der Bedeutung von Olympia geht viel Energie in die Nominierung. Vor Südkorea organisierte man sogar ein fünftägiges Parallel-Training, um die letzten Alpinski-Starter für Pyeongchang zu ermitteln. „Im Damen-Speedbereich haben wir Glück“, so Riml. „Aber im Slalom und Riesentorlauf können oft Athleten mitfahren, die nicht einmal Weltcuppunkte geschafft haben.“ Der US-Verband muss da aber genau sein. „Wenn jemand nicht korrekt behandelt wird, droht eine Klage“, verwies Riml auf den Fall einer Athletin, die vor den Spielen 2002 mit dem Anwalt gedroht hatte. „Die wurde dann mit einem achten Platz im Europacup als bestes Ergebnis nominiert.“

Für US-Erfolge könnte sprechen, dass man wie schon in Sotschi und dann auch für Peking 2022 eine Kooperation mit dem Gastgeberland eingegangen ist. „Wir haben diese Zusammenarbeit kreiert, um mehr Zeit auf den Olympia-Pisten zu verbringen, mehr Infos zu Wetter und Schnee und ein Gefühl fürs Gelände zu bekommen“, erläuterte Riml. Dafür trainieren die Koreaner in Colorado, Slalomfahrer Jung Dong-hyun ist ins US-Team integriert. „Diese Zusammenarbeiten haben sich sehr bewährt. Ich hoffe, das zahlt sich auch diesmal aus“, so Riml.

Dass der Skisport in den USA nicht den Stellenwert wie in den Alpenländern hat, muss nicht nur Nachteile haben. „Wenn es einmal nicht so läuft, sind Kritik und Erwartungshaltung nicht so groß“, weiß Riml. Olympia ist aber die ganz große Ausnahme. Riml: „Das kennt in den USA jeder. Bronze bei den Spielen zählt mehr, als wenn du fünf Mal den Gesamtweltcup gewinnst.“

Foto: Agence Zoom

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Redaktion skionline

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