Die Alpinen Skiweltmeisterschaften 2021 sind jene des Vincent Kriechmayr und des DSV-Teams, so viel steht nach der heutigen Abfahrt der Herren fest. Nach seinem Sieg im Super-G krönte sich der Oberösterreicher heute sensationell zum Doppelweltmeister. Ebenso sensationell ist die Silbermedaille, die der Deutsche Andreas Sander mit dem knappsten aller denkbaren Abstände von 0,01 Sekunden gewann. An der dritten Stelle landete mit 0,18 Sekunden Rückstand der Schweizer Beat Feuz.
„Es war ein verrücktes Rennen“, meinte Vincent Kriechmayr im Interview mit dem ORF. Er lieferte die Analyse seines Laufes gleich mit: „Oben bin ich gut gefahren und habe auch den Mittelteil gut erwischt. Im Flachen bin ich dann aber öfters aus der Hocke gekommen.“ Wahre Größe zeigte der Sieger auch mit der Aussage, dass das Glück mit dem Wind im oberen Abschnitt heute ein wenig auch seiner Seite war. Natürlich sei der Lauf kurvig, aber es gehöre zum Abfahrtssport dazu, auch einmal engere Radien zu fahren, ließ der erste österreichische Abfahrtsweltmeister seit Michael Walchhofer 2003 wissen.
Der strahlende Zweitplatzierte Andreas Sander stammt aus dem Ruhrgebiet, was für einen Abfahrer doch etwas ungewöhnlich ist. „Hätte ich es mir aussuchen können, wo ich mein erstes Podium einfahre, dann hätte ich das natürlich genau so genommen“, kommentierte er seinen Erfolg. Er betonte die schwierigen Schneeverhältnisse, die sich im Vergleich zum Training wieder geändert hatten. Lobende Worte fand er für seinen Servicemann. Der fehlenden Hundertstelsekunde trauere er überhaupt nicht hinterher, meinte der dritte DSV-Medaillengewinner dieser WM.
Auch der Drittplatzierte Beat Feuz betonte die Herausforderungen, die mit den ständig wechselnden Pistenverhältnissen einhergingen, noch dazu auf einer völlig unbekannten Abfahrtsstrecke. „Wenn man am Ende 18 Hundertstel hinten ist, wäre sicher auch Gold drinnen gewesen“, meinte der Schweizer. Er würde auch wissen, wo er Zeit hätte aufholen können, aber er habe am heutigen Tag das Maximum herausgeholt. Seine Lieblingsstrecke werde die Abfahrt von Cortina allerdings sicherlich nicht werden, dazu seien zu viele Kurven drinnen. Immerhin reichte es für ihn für die erste Medaille bei den Schweizer Herren, nachdem die Damen schon sehr viel vorgelegt hatten.
An der vierten Stelle landeten mit 0,65 Sekunden Rückstand ex aequo der Italiener Dominik Paris und der Schweizer Marco Odermatt. Für Routinier Paris, der nach seiner Trainingsbestzeit mit großen Erwartungen ins Rennen gegangen war, bedeutete das Ergebnis bei der Heim-Wm eine große Enttäuschung. Im kurvenreichen Mittelteil, den er im Vorfeld des Rennens massiv kritisiert hatte, verlor er zuviel Zeit, die er bis zum Ziel nicht mehr aufholen konnte, obwohl er dort der absolut Schnellste war. Odermatt hingegen verlor im Schlussabschnitt nach guten Zwischenzeiten noch Zeit, jubelte aber über seine tolle Platzierung. An der sechsten Stelle landete mit Christof Innerhofer ein weiterer Italiener. Die Heimmannschaft ist damit nach den Speed-Rennen der Damen und Herren allerdings noch ohne Medaillenerfolg.
Die drei anderen Österreicher am Start blieben hinter ihren Erwartungen zurück. Max Franz und Othmar Striedinger verloren nach guten oberen Zwischenzeiten im Verlauf des Rennens kontinuierlich an Zeit. Am Ende kamen die Ränge 13 und 19 heraus. Matthias Mayer konnte in der Passage nach dem Vertigine-Sprung die Linie nicht halten und fuhr an einem Tor vobei. Das Ergebnis der Schweizer Mannschaft komplettierte Carlo Janka als Neunter, während Niels Hintermann ausschied.
Das Rennen war von einigen Stürzen und Missgeschicken geprägt, die teilweise dramatisch aussahen, offenbar aber alle relativ glimpflich ausgingen. Der Franzose Maxence Muzaton verlor im oberen Bereich der Strecke die Kontrolle über seine Ski. Er drehte sich in der Folge um 180 Grad, ohne dabei richtig zu Sturz zu kommen. Nach einer kurzen Rückwärtsfahrt (bei einem Tempo über 100 Stundenkilometern!) konnte er einen Sturz vermeinden, sicherlich der spektakulärste Moment des WM-Rennens. Romed Baumann kam nach der Zieleinfahrt zu Sturz und stürzte unter die Absperrungen. Er zog sich dabei eine Platzwunde zu und konnte den Zielraum mit blutüberströmtem Gesicht zu Fuß verlassen. Der junge Italiener Florian Schieder stürzte nach dem Vertigine-Sprung und griff sich unmittelbar danach an sein linkes Knie. Zumindest konnte er nach dem Sturz aber aufstehen.
Foto: Agence Zoom
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