Geschichte

Vor 30 Jahren verunglückte Rudi Nierlich tödlich

Dreifache Weltmeister hat Österreich in der Geschichte des alpinen Skisports nur wenige hervorgebracht. Einer von ihnen verunglückte vor 30 Jahren tödlich: Rudolf „Rudi“ Nierlich befand sich im Alter von gerade erst 25 Jahren mitten in einer erfolgreichen Karriere, wobei große Erwartungen in ihn gesetzt wurden. Infolge eines Verkehrsunfalls wurde der Oberösterreicher jedoch am 18. Mai jäh aus dem Leben gerissen. Ehemalige Weggefährten und Konkurrenten erinnern sich bis heute mit großem Wohlwollen an den jungen Mann mit der markanten strohblonden Frisur.

Der aus Bad Ischl stammende Nierlich machte Mitte der 1980er Jahren mit spektakulären Erfolgen im Juniorenbereich auf sich aufmerksam. Schon als Teenager nahm er an Weltcuprennen teil, wobei er durch seinen riskanten Fahrstil auffiel, der ihm eine schnelle Fahrweise, aber auch viele Ausfälle bescherte. Obwohl die Skier damals noch keine Taillierung aufwiesen, gilt Nierlich als ein Wegbereiter der Caving-Technik. Gegen Ende des Jahrzehnts erreichte er eine gewisse Konstanz und 1988 in Schladming seinen ersten Weltcupsieg. Seine große Stunde schlug bei den Alpinen Skiweltmeisterschaften in Vail 1989, wo er sich im Slalom und im Riesenslom jeweils überlegen zum Weltmeister krönen konnte. Mit noch nicht einmal 23 Jahren war er der Star der Veranstaltung, was später auch mit der Wahl zum österreichischen Sportler des Jahres belohnt wurde.

Zwei Jahre später stand in Saalbach eine Heimweltmeisterschaft auf dem Programm. Nachdem bereits Ulrike Maier sensationell ihren Weltmeistertitel im Super-G verteidigen hatte könnte, gelang diese auch Rudi Nierlich im Riesenslalom, trotz eines Ausrutschers vor dem Ziel. Einige Tage musste er um seine dritte Goldmedaille bangen, bis sie ihm von der FIS zugestanden wurde, nachdem er im ersten Durchgang ohne die vorgeschriebene Plombe im Rennanzug gestartet war. Die weitere Saison verlief für ihn sehr erfolgreich, er beendete sie mit dem zweiten Rang in der Gesamtwertung im Riesenslalom und dem dritten Platz im Slalom sowie im Gesamtweltcup. Allerdings konnte er sich nur noch kurze Zeit an diesen Erfolgen erfreuen, denn nur wenige Wochen später starb er bei Regen in St. Wolfang nach einem Verkehrsunfall an einem Genickbruch.

Mit seiner ruhigen und bescheidenen Art war Rudi Nierlich ein absoluter Publikumsliebling gewesen. Legendär und häufig zitiert ist bis heute sein Satz: „Wenn s´laft, denn laft´s“, den er nach seinem Premierensieg getätigt hatte. Sein Tod fügte sich in eine Reihe tragischer Schicksalsschläge ein, von denen der ÖSV in den 1990er Jahren heimgesucht wurde. Zweieinhalb Jahre später verunglückte auch Ulrike Maier, mit der Nierlich seinen Weltmeistertitel gemeinsam gefeiert hatte, bei einer Abfahrt in Garmisch tödlich. Die Sympathien, die dem jungen Oberösterreicher entgegengebracht worden waren, kamen auch in der großen Anteilnahme bei seinem Begräbnis zum Ausdruck. Auch der sonst so coole Alberto Tomba verbarg dabei seine Tränen hinter einer Sonnenbrille. „Hätte der Rudi länger gelebt, wäre die Zahl meiner Siege geringer gewesen“, meinte der Italiener einst in einem Interview.

 

Foto: sport.orf.at

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Redaktion skionline

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